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Gerlinger Anzeiger vom 05. November 2007:

Vortrag von Dr. Stefan Rösler und Aita Koha am 05. November 2007


Alltag und Zukunft am Fuß des Kilimandscharo - Eindrücke rund um das "Johannes-Rebmann-Dorf" Kalali

Gerlinger Spenden helfen bei der Dorfentwicklung in Kalali

Knapp 100 Interessierte waren am 5. November in den Petrussaal gekommen, um sich aus erster Hand aus Kalali berichten zu lassen. In ihrem zweiten Vortrag über ihre Tansania-Reise Anfang dieses Jahres stellten Stefan Rösler und Aita Koha die Region zwischen Arusha und Moshi im Norden Tansanias vor: die Region, in welcher Johannes Rebmann aus Gerlingen vor rund 160 Jahren als Missionar tätig war und dabei als erster Weißer den schneebedeckten Gipfel des Kilimandscharo sah. 

Als ganz besonderer Gast war Emmanuel Shali anwesend: Der älteste Sohn des Ingenieurs Peniel Shali aus Kalali, der dort seit vielen Jahren die Erinnerung an Johannes Rebmann fördert, das Johannnes-Rebmann-Denkmal betreut, Erhalt und Ausbau der Johannes-Rebmann-Bibliothek koordiniert und verschiedene Projekte der Lutherischen Kirche in Kalali vorantreibt. 

Nach Abschluss seines Elektrotechnik-Studiums in Daressalaam, der größten Stadt Tansanias, ist Emmanuel Shali mit seinem Besuch in Gerlingen zum ersten Mal überhaupt in Europa. Während des Vortrags konnte er zu den Bildern des Vortrags Erinnerungen aus der eigenen Kindheit und Schulzeit in Kalali beisteuern sowie über die aktuellen Entwicklungen und Pläne im "Johannes-Rebmann-Dorf" berichten.   

(Emmanuel Shali und Dr. Stefan Rösler)

"Tansania ist zwar rund zweieinhalb mal so groß wie Deutschland, hat aber mit rund 40 Millionen Einwohnern nicht einmal die Hälfte unserer Bevölkerung. Im Durchschnitt des Landes hat jede Frau viereinhalb Kinder, fast die Hälfte der Bevölkerung ist unter 14 Jahre alt. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 47 Jahren. National- und Amtssprache ist Suaheli, Geschäftssprache Englisch. Da es jedoch in Tansania über 100 verschiedene Volksstämme gibt, existiert daneben eine Vielzahl von Stammes-Sprachen. So wird z.B. in Kalali am Fuß des Kilimandscharo Dschagga gesprochen. Mit rund 50 % der Bevölkerung sind die Christen die stärkste Religionsgemeinschaft im Land, daneben gibt es ca. 40 % Muslime sowie 10 % sonstige Religionen, darunter auch Naturreligionen. 

Mit unter 300 US-Dollar Jahres-Pro-Kopf-Einkommen ist Tansania eines der ärmsten Länder der Erde. Nur rund 10 % der Bevölkerung sind ans öffentliche Elektrizitätsnetz angeschlossen und dieses fällt regelmäßig aus. Dennoch gilt das Land als eines der fortschrittlichsten in Afrika. Tansania ist politisch stabil, demokratisch, hat viele Staatsunternehmen privatisiert und Barrieren für ausländische Investoren sowie Steuern und Gebühren gesenkt. Es geht systematisch gegen die auf dem Kontinent weit verbreitete Korruption an. Für den Export sind vor allem landwirtschaftliche Produkte von Bedeutung, so z. B. Cashew-Nüsse, Kaffee, Mineralien, Tabak, Baumwolle und Viktoriabarsch. Aber auch Bergbau und der zunehmende Nationalpark- und Kilimandscharo-Tourismus sind wichtige Wirtschaftszweige. Mit 11 Nationalparks, darunter der weltberühmten Serengeti sowie dem Kilimandscharo als dem höchsten Berg Afrikas ist Tansania hinsichtlich seiner Naturschätze sicherlich eines reichsten Länder der Erde. 

Der Kilimandscharo ist nicht nur das höchste Bergmassiv Afrikas, sondern der höchste freistehende Berg der Welt überhaupt. Seit 1987 ist er Weltnaturerbe.

Kilimandscharo ist ein Suaheli-Wort und bedeutet übersetzt "Berg des bösen Geistes". In anderen Übersetzungen heißt er aufgrund seiner leuchtend weißen Gletscher-Bedeckung Zauberberg oder Silberberg. Er ist ein Vulkan, der zuletzt um 1700 ausgebrochen ist. Seit 1912 ist die Eisdecke am Kilimandscharo um über 80 % geschrumpft und nach aktuellen Prognosen wird es in 10 Jahren kein Eis mehr auf dem Gipfel geben, wenn die Erderwärmung unverändert fortschreitet. Die Folgen für die Region wären unabsehbar, da Millionen von Menschen im Wassereinzugsgebiet des Kilimandscharo leben und das Wasser als Lebensgrundlage für Mensch, Natur, Tier und Landwirtschaft unersetzlich ist. 

Da der 137 Quadratkilometer große Arusha-Nationalpark nur wenige Kilometer nördlich von Arusha liegt, haben wir ihn in unserem Vortrag mit vorgestellt. Der Eingang zu diesem Park liegt auf 1.500 m Höhe, sein höchster Punkt ist der 4.562 Meter hohe Gipfel des Mount Meru. Die Landschaft besteht aus urigen Wäldern, parkartiger Gras-Savanne, Sumpfland, Seen, Vulkankratern, alpinem Hochland und Felsen. Hier haben wir wilde Büffel, Giraffen und Zebras, Flusspferde sowie mehrere Gazellen- und Affenarten gesehen. In Begleitung eines bewaffneten Wildhüters konnten wir hier auch eine Wanderung machen und dabei nicht nur einen Wasserfall bewundern, sondern auch die Landschaft durchwandern, von der Johannes Rebmann in einem seiner Briefe geschrieben hat: "Wie prächtig ist doch die ganze Landschaft in ihrer reichen Mannigfaltigkeit von Bergen, Hügeln und Tälern mit dem üppigsten Pflanzenwuchs! Ich glaubte in der Gegend um Cannstatt in meinem Vaterlande zu wandern, so schön war das Land, so lieblich das Klima. Freut Euch, auch in Ostafrika gibt es Württemberge". 

Arusha und Moshi sind die beiden größten Städte in der Kilimandscharo-Region, zwischen ihnen liegt auch der Kilimandscharo-Flughafen. Arusha ist mit 340.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Tansanias. Moshi ist die Hauptstadt der Verwaltungsregion Kilimandscharo, hat rund 150.000 Einwohner und ist eine Universitätsstadt mit gut ausgestattetem Krankenhaus. Die meisten Touristen, die den Kilimandscharo besteigen oder die Nationalparke besuchen wollen, starten von einer dieser beiden Städte aus. Das Dorf Kalali ist auf Landkarten in der Regel nicht zu finden. Es ist einer von 5 Teilorten des Dorfes Wari, das einige Kilometer südwestlich vom durch sein Krankenhaus bekannten Ort Machame liegt. 

Der Ort Kalali steht aufgrund des Johannes-Rebmann-Denkmals und der Johannes-Rebmann-Bibliothek heute in besonderer Weise für den Kontakt zwischen dem Missionsgebiet Johannes Rebmanns und seiner Heimatstadt Gerlingen. Hier befindet sich als Folge des Wirkens des Gerlinger Missionars bis heute eine sehr aktive lutherische Gemeinde. Viele Entwicklungen im Dorf wären ohne die Kirche nicht möglich. Beim letzten Vortrag im Juni 2007 haben wir für das Milch-Projekt der Frauen in Kalali geworben und über 1.200 Euro an Spenden gesammelt. Emmanuel Shali brachte uns nicht nur den Dank der Frauen, sondern auch ein Foto der neu gekauften Aluminium-Milchkannen nach Gerlingen. 

Wir sind sehr froh darüber, mit den Spenden aus Gerlingen einen konkreten Beitrag zur besseren Versorgung der Kinder und Jugendlichen mit Milch und Käse sowie zur Vermarktung der Milchprodukte ermöglicht zu haben. 

Der Erlös dieses zweiten Vortrags soll dem Jugend-Ausbildungszentrum in Kalali zugute kommen. In diesem soll Jugendlichen aus Kalali eine Ausbildung und damit eine berufliche Zukunft im Dorf ermöglicht werden. Die erste der geplanten Lehr-Werkstätten soll eine Schreinerei sein. Weiterer Bedarf wird für junge Zimmermänner, Elektriker und Klempner gesehen. Für junge Frauen vor allem im Bereich der Lebensmittelverarbeitung wie z. B. der Produktion und Vermarktung von Marmelade, Mangosaft und Bananenchips. Die Werkstätten werden von ehrenamtlichen Senioren und den Auszubildenden in Eigenleistung erstellt. Das Grundstück wird von der Kirche gestellt, Materialien sind vorhanden, Planung und Statik werden von Peniel Shali ehrenamtlich geleistet. Auf diese Weise sind pro Werkstatt noch Materialkosten von 2.500 Euro notwendig. 

Schon heute gibt es im Dorf 75 an einer Ausbildung interessierte junge Männer. Für die Ausbildung der jungen Frauen werden 70 Schülerinnen pro Jahr erwartet. Mit Hilfe des Erntedank-Opfers der Petruskirchengemeinde sowie den Spenden nach unserem Vortrag über Kalali am 5. November haben wir bereits weit mehr als das Geld für die Schreinerei-Werkstatt gesammelt. Auf unseren Wunsch hin wird derzeit in Tansania ein eigenes Konto für die Jugend-Ausbildungswerkstätten in Kalali eingerichtet. Peniel und Emmanuel Shali werden uns regelmäßig über die Fortschritte beim Aufbau der Werkstätten berichten und bürgen für die korrekte Verwendung der Spenden."

Um ein konkretes Bild der Situation zu bekommen und den Kontakt zwischen Gerlingen und Kalali und den jeweiligen Kirchengemeinden weiter zu vertiefen, plant Pfarrer Braun für 2009 eine Gruppen-Reise für interessierte Bürgerinnen und Bürger aus Gerlingen nach Kalali. Sollten Sie an einer Teilnahme Interesse haben, melden Sie sich bitte bei Pfarrer Braun. Unabhängig davon sind weitere Spenden für die Jugend-Ausbildungswerkstätten nach wie vor willkommen. Diese können Sie gerne unter dem Stichwort "Tansania-Hilfe Kalali" an die Johannes-Rebmann-Stiftung überweisen.

©  Gerlinger Anzeiger

Impressum Kontakt: info@johannes-rebmann-stiftung.de